Tipps zum Umgang mit Blattläusen
Kräuseln sich Blätter, krümmen sich neue Triebspitzen, sind meist Blattläuse am Werk. Durch ihr massenhaftes Auftreten sind sie, neben Nacktschnecken, wohl mit die unbeliebtesten Gartenbewohner. Kein Wunder also, dass ihr die Blattläuse meist so schnell wie möglich wieder loswerden wollt. Doch nicht in jedem Fall sind Blattläuse bekämpfungswürdig, denn sie spielen eine große Rolle im Naturkreislauf und dienen als Nahrungsgrundlage für viele andere Tierarten.
Kleine Blattlausinfo
Mehrere hundert verschiedene Blattlausarten gibt es bei uns. Manche leben nur auf bestimmten Pflanzenarten, andere wechseln die Pflanzen. Typische Vertreten im Garten sind z.B. die Große Rosenblattlaus, die schwarze Bohnenlaus und die grüne Pfirsichblattlaus.
Eine Besonderheit: Blattläuse sind in der Lage lebendgebärend und ohne Befruchtung durch Männchen Nachkommen hervorzubringen (Jungfernzeugung / Parthenogenese).
Von Frühjahr bis Herbst sind nur weibliche Tiere an den Pflanzen, die mehrere Jungtiere am Tag zur Welt bringen können. Durch diese Art des Klonens erfolgt ein rasanter Populationsanstieg im Frühjahr.
Später sorgen geflügelte Nachkommen für eine Weiterverbreitung auf andere Pflanzen
Blattlausräuber ernähren sich von Blattläusen oder nutzen diese zur Eiablage, sie suchen gezielt Blattlauskolonien auf. Ihre Entwicklung verläuft langsamer, durch sie werden die Blattläuse effektiv dezimiert.
Im Herbst kommen geflügelte männliche und weibliche Blattläuse zur Welt und die Überwinterung findet in Form von befruchteten Eiern oder Weibchen statt.
Die zuckerhaltigen Ausscheidungen der Blattläuse werden von anderen Tierarten wie Ameisen und Bienen (Waldhonig) genutzt.
Blattläuse: negative Auswirkungen auf Pflanzen
Blattläuse schädigen durch Ihre Saugtätigkeit Pflanzengewebe und schwächen die Pflanzen. Sie können Viruskrankheiten übertragen, was z.B. in der Landwirtschaft große Schädigungen zur Folge haben kann. Auf den klebrigen Ausscheidungen siedeln Rußtaupilze, was die Assimilation beeinträchtigt und die Pflanze zusätzlich schwächt.
Gründe für Invasion der Blattläuse
Gibt es sehr viele Blattläuse, kann es mehrere Gründe dafür geben:
Günstige Witterungsverhältnisse (Warme und trockene Witterung)
Gutes Nahrungsangebot (Monokulturen)
Fehlende Gegenspieler
Geschwächte Pflanzen
Stickstoffüberdüngte Pflanzen: Das dadurch produzierte, weiche Gewebe wird bevorzugt von Blattläusen befallen
Natürliches Gleichgewicht: Gegenspieler stärken
Um ein massenhaftes Auftreten zu verhindern gilt es den Blattlausgegenspielern einen attraktiven Garten zu bieten. Die wichtigsten Blattlausräuber sind die Larven von Schwebfliege, Florfliege und Marienkäfer, außerdem Schlupfwespenarten, die die Blattläuse parasitieren. Ebenso gibt es verschieden Vogelarten wie Meisen, Zaunkönige und Sperlinge, für die Blattläuse eine wichtige Nahrungsquelle darstellen. Auch Ohrwürmer du Spinnen haben Blattläuse auf ihrem Speiseplan. Diese Tierarten benötigen:
Artenreiche Gärten
Blühende Wildpflanzen und Wilde Gartenecken
Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten
Wasserstellen
So könnt ihr gegen Blattläuse vorgehen
Blattläuse nur dort bekämpfen wo es notwendig ist. So ist an Wildpflanzen, wie dem Holunder meist keine Bekämpfung notwendig. Da Blattläuse eine wichtige Nahrungsgrundlage sind sollte unbedingt auf den Einsatz chemisch-synthetischer Bekämpfungsmittel verzichtet werden, um Nützlinge nicht zu schädigen. Praktikable Bekämpfungsmöglichkeiten sind z.B.:
Absprühen der Läuse mit einem Wasserstrahl - Dies ist, gerade an Rosen, eine sehr effektive Bekämpfungsmöglichkeit.
Abstreifen und zerdrücken der Läuse.
Rückschnitt und Entsorgung befallener Triebe, dies kann z.B. bei Obstgehölzen eine praktikable Lösung sein.
Im Gewächshaus und Wintergarten ist der gezielte Einsatz von Nützlingen die beste Möglichkeit
Einsatz von Kaliseife, Neem-Öl und Grundstoffen wie Brennnessel- oder Zwiebelsud (Diese Maßnahmen, wenn überhaupt, als letztes ergreifen, da hierbei auch immer Nützlinge geschädigt werden können)
Fazit
Blattläuse erschrecken uns oft durch ihr massenhaftes Auftreten, die tatsächliche Pflanzenschädigung hält sich in einem artenreichen Hausgarten jedoch meist in Grenzen. Bis zu einer gewissen Schadschwelle und an Wildpflanzen kann ein Befall durchaus toleriert werden. Bei einer Bekämpfung unbedingt nützlingsschonende Mittel einsetzen, um die Gegenspieler nicht zu gefährden. Es kann sehr faszinierend sein, sich die Vorgänge in einer Blattlaukolonie genauer zu betrachten. Hier kann man von der Blattlausgeburt, über die Parasitierung durch Schlupfwespen und die Fraßtätigkeit von Insektenlarven sehr viel beobachten.
Sven Görlitz