"No Dig"-Gemüsebeet Gärtnern ohne Umzugraben

Mit dem neugebauten Haus kam die Mitgliedschaft im Verband Wohneigentum. Und dann der Garten. Im Handumdrehen hat Lena Stendel ihr Herz ans Gärtnern verloren. Vor allem daran, selbst Gemüse anzubauen. Doch das zieht die 29-Jährige nicht im klassischen Gemüsebeet nach alter Schule heran, sondern nach einer Methode, die gerade sehr In ist: die "No-Dig-Methode". Kurz gesagt ist es Gärtnern, ohne umzugraben. Im Interview verrät Lena Stendel, wie das geht.

"No Dig"-Gemüsebeet

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    So geht es los - die Fläche wird mit Rasenkanten abgesteckt Foto: Lena Stendel

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    Unbehandelte Pappe kommt direkt auf den Rasen Foto: Lena Stendel

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    Der Kompost ist aufgefüllt, in ca. 30 cm Stärke. Dazwischen die Wege, bedeckt mit Holzhackschnitzel. Foto: Lena Stendel

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     Foto: Lena Stendel

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    Gemüsekulturen unter dem Gemüseschutzvlies, zum Schutz vor Schädlingen Foto: Lena Stendel

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    Erbsen, Ende Juni Foto: Lena Stendel

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    Die Gemüsebeete Anfang September Foto: Lena Stendel

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    Lena Stendel freut sich über eine üppige Ernte Foto: Lena Stendel



Lena, warum hast du dich für die "No-Dig-Methode" entschieden?
Wir hatten sehr viel Rasenfläche, die wir schnell und ohne viel Maschinen- oder Kraftaufwand in eine Gemüseanbaufläche umwandeln wollten. Dabei erschien mir diese Methode, bei der nicht umgegraben wird, sehr attraktiv. Die schonende Oberflächenbearbeitung spricht nebenbei für den Erhalt der Bodenlebewesen. Außerdem erhoffte ich mir Beikräuter wie Quecke und Giersch im Rasen durch die aufgetragene Pappe und Erdmassen zu unterdrücken.

Und wie funktioniert das?
Man braucht wirklich gar nicht umzugraben, sondern legt als erstes einfach Beetränder auf der Rasenfläche an. Mit Rasenkanten aus Metall habe ich zunächst das Beet eingefasst, damit der Rasen nicht später ins Beet hineinwächst. Danach habe ich unbehandelte Pappe auf den Rasen gelegt. Da der Rasen und die Beikräuter kein Licht mehr bekommen, gehen sie ein, bis sich auch die Pappe zersetzt hat. Alles wandelt sich zu Humus um. Direkt auf die Pappe kam dann eine etwa 30 cm dicke Schicht Kompost. Die Wege habe ich aus Holzhackschnitzeln angelegt. Für mehr Stabilität und eine schöne Einfassung habe ich Holzstämme als Beetumrandung für die ganze Fläche verwendet. Mein gesamter No-Dig-Gemüsegarten hat so ca. 48 m² Grundfläche, Wege von 40 cm Breite unterteilen darin einzelne Beete, die etwa 1,20 m breit sind.

Etwa 10 m³ Kompost habt ihr dann auf den Beeten verteilt. Und dann wurde gepflanzt und gesät. Habt ihr alle Gemüsekulturen unter dem Gemüseschutznetz kultiviert?
Wir haben für viele Kulturen das Netz benutzt, weil das viele Garten-YouTube-Kanäle empfohlen hatten, um die Pflanzen vor Schädlingen zu schützen. Licht und Wasser kommen ja trotzdem durch. Ich habe die Pflanzen regelmäßig darunter inspiziert - natürlich gibt es schon mal die eine oder andere Schnecke - aber zum Beispiel einen Kohlweißling-Befall hatten wir nicht. Glücklicherweise und vermutlich ebenso bedingt durch die Netze hatten wir außerdem sehr wenig Unkräuter - das fand ich prima.

Rankende Pflanzen wie Bohnen, Zuckerschoten oder Erbsen mussten allerdings ohne Gemüseschutznetze klarkommen. Dort habe ich den Boden nur mit Rasenschnitt gemulcht.
Die Bilder von deinem Garten haben uns schlichtweg umgehauen. Was für eine üppige Ernte du hattest. Konntest du dich mit dem Beet selbst versorgen?

Ja, von einzelnen Kulturen wie dem Lauch oder verschiedene Kohlarten konnten wir uns und auch teilweise andere Familienmitglieder versorgen. Zurückhaltung bei der Aussaat in Form von kleineren Aussaatmengen mit mehreren Intervallen sind hier die nächsten Jahre gefragt. Bei konsequenter Einhaltung der Fruchtfolgen kann man dann sicherlich die Fläche mehrmals im Jahr beernten und dann noch mehr von Selbstversorgung sprechen.

Das heißt: Für dich gibt es bei der Methode keine Nachteile?
Einen Nachteil hat man, denke ich, am Anfang bei Wurzelgemüse. Karotten, Pastinaken und Wurzelpetersilie sind leider immer nur bis zu dem Punkt gewachsen, wo die Pappe lag. Sie wurzeln eigentlich gern tiefer, aber bei dieser Methode hatten wir ja bewusst nichts aufgelockert. Deshalb waren die Möhren manchmal etwas unförmig und nicht so lang - lecker waren sie trotzdem.
Ein weiterer Nachteil ist vielleicht zu Beginn die große Menge an Kompost, die wir in unserem Fall hauptsächlich von einer Kompostieranlage bezogen hatten. Eigener Kompost wäre hier natürlich besser gewesen.

Und wie hast du dieses Jahr weitergegärtnert? Musstest du im Frühjahr nochmal Kompost nachfüllen?
Im Winter hatte ich den Boden zum Schutz mit Laub abgedeckt. Aber ich habe keinen Kompost nachfüllen müssen, weil das Beet nur wenig abgesackt ist. Erst nach 2 bis 3 Jahren ist das wieder nötig. Vielleicht klappt das dann schon mit meinem eigenen Kompost.

Zum Saisonstart war es nur: Laub herunter, Oberfläche vorsichtig lockern, Saat oder vorgezogene Pflänzchen einbringen und beim Wachsen zuschauen. Mit einer "Broad Fork" (spezielle Grabegabel) könnte man im nächsten Jahr vielleicht tiefgründiger den Boden lockern, aber natürlich ohne Umgraben versteht sich!

Du hast mir erzählt, dass du dir als Gartenanfängerin viele Tipps aus den sozialen Medien und dem Internet geholt hast. Kennst du denn auch unsere Gartenwebsite?
Ja, euren Garten-Newsletter bekomme ich und darüber habe ich dann auch von eurer Mitmach-Aktion im letzten Jahr erfahren. Ich bin auch immer mal wieder bei euren Online-Seminaren dabei, zum Beispiel zu Schnitttechniken von Apfelbäumen. Auch eure Videos sind sehr interessant und auf jeden Fall hilfreich. Man sagt ja immer: Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte - ich behaupte: ein Video mehr als ein ganzes Buch. Ich bin gespannt, weil ihr die No-Dig-Methode jetzt selbst testet, was ihr dazu sagen werdet.

Richtig, unser Bundesgartenberater Martin Breidbach probiert die No-Dig-Methode in diesem Gartenjahr aus und wird uns im Herbst dazu berichten. Was würde dich denn noch interessieren, hast du Themenwünsche an uns?
Infos zu Stroh-Kartoffelbeeten oder Kartoffeltürmen fände ich noch spannend. Hier experimentieren wir selber schon ein wenig, aber wegen der Kraut- und Braunfäule bei unseren Kartoffeln im letzten Jahr war der Erkenntnisgewinn überschaubar. Ob man also in die Höhe bauen kann, wie hoch es noch sinnvoll ist und wie man damit den Ertrag maximieren kann, sind also sehr spannende Fragen. Und zu guter Letzt würde mich alles rund um Teiche interessieren. Da haben wir noch zwei Großbaustellen, die uns auch in den nächsten Jahren noch intensiv beschäftigen werden.

Interview: Anna Florenske

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