Gabionenmauer - mehr als senkrechter Schotter
Gabionen, das sind mit Steinen gefüllte Drahtkörbe, sind nicht nur funktionale Bauelemente, sondern können auch gestalterisch und ökologisch überzeugen. Dabei sind sie besser als ihr Ruf, wenn man folgende Tipps beherzigt.
Zugegeben - ihr Ruf hat gelitten, seit vor Jahren die mit Schotter gefüllten Sichtschutzwände in Mode kamen. Sie waren verschrieen als senkrechte Steinwüsten, die sich im Sommer aufheizen wie Backöfen - optisch wenig reizvoll und ökologisch problematisch. doch das geht auch anders:
Gabionen: vielseitig, langlebig und naturnah
Als Stützmauern allerdings, haben Gabionen, auch Drahtschotterkörbe genannt, weiterhin ihre Berechtigung. Denn sie bieten viele Vorteile gegenüber anderen Hangabstützungen wie Betonelemente:
• Einfacher Eigenbau - mit etwas handwerklichem Geschick lassen sie sich selbst errichten.
• Wasserdurchlässig - kein aufwändiges Drainagesystem nötig.
• Gestaltungsfreiheit – je nach Steinfüllung wirken sie modern, rustikal oder natürlich.
• Robust und flexibel – sie halten Jahrzehnte und gleichen leichte Bodenbewegungen aus.
• Ideal zum Recyceln – alte Ziegel oder Bruchsteine finden hier neue Verwendung.
• Aufbau, bei kleineren Mauern ohne Beton möglich – spart Material und Geld.
• Lebensraum schaffen – richtig geplant, bieten sie Unterschlupf für Tiere und Platz für Pflanzen.
So wirken Gabionen ansprechend
Besonders schön wirken Gabionen, wenn sie nicht nur mit grobem Schotter gefüllt sind. An den sichtbaren Frontseiten lassen sich Natursteine wie bei einer traditionellen Mauer aufschichten – das ist optisch ansprechend, ohne dass man passgenau mauern muss. Mit einer passenden Bepflanzung wirkt die Mauer noch natürlicher.
Tipp:
Kombiniere Gabionen mit Sitzauflagen aus Holz oder Naturstein – so entstehen gemütliche Sitz-Nischen, besonders an Hängen.
Was du beim Bau beachten solltest
Gabionenmauern benötigen ein tragfähiges Fundament, meist aus verdichtetem Schotter. Die nötige Tiefe und Stärke hängen von der Mauerhöhe, dem Untergrund und der Belastung ab.
Wichtig:
Ab etwa 1 bis 2 Metern Höhe, insbesondere bei stützender Funktion, muss je nach Bundesland ein Statiker hinzugezogen und evtl. eine Baugenehmigung eingeholt werden. Dann können sich auch die Vorgaben für das Fundament ändern. Informiere dich vorab bei deiner zuständigen Bauaufsichtsbehörde, da die Vorschriften regional unterschiedlich sind.
Bauanleitung Schritt für Schritt
• Fundamentstreifen ausheben, an jeder Seite ca. 10-15cm breiter als die Gabione. Die Tiefe richtet sich nach dem anstehenden Boden, sollte aber bei einer 1m hohen Mauer min. 30-40cm betragen.
• Untergrund gründlich verdichten.
• Tragschicht einbringen (Mineralgemisch 0/32 oder 0/45) und lageweise mit einer Rüttelplatte verdichten.
• Gabionenkörbe nach Herstellerangaben aufstellen und verbinden.
• An den Frontbereichen dekorative Steinen aufschichten, Rückseite mit grobem Material befüllen. Das verwendete Material muss immer frostfest sein.
• Mauerhinterfüllung mit Schotter zur Entwässerung, Je nach anstehendem Boden ist der Einbau eines Filtervlies auf der Rückseite notwendig, damit kein Erdeintrag in die Mauer stattfindet.
• Bei höheren Mauern Abstufungen zur Lastverteilung und optischen Auflockerung einplanen.
Direkt bepflanzen
Direkt beim Bau der Mauer können Pflanznischen mit eingebaut werden. Dazu wird an manchen Stellen zwischen den Steinen, Erde in einem schmalen Streifen von der Frontseite durchgehend bis nach hinten eingefüllt. Am besten bepflanzt ihr die Mauer auch schon direkt beim Bauen, da geht es einfachsten, der Erdstreifen wird dann wieder mit Steinen überdeckt. Auch die Oberseite kann mit einem Dachgartensubstrat gefüllt und dann mit Stauden bepflanzt werden. Hier eigenen sich z.B. Dachwurz- und Sedumarten. Pflanzen für die Mauer findet ihr im Artikel überNatursteinmauern.
Gabionen als Lebensraum gestalten
Beim Aufsetzen der Mauer kann man auch gezielt Lebensräume für Tiere wie Eidechsen, Blindschleichen, Kröten und Spinnen schaffen. Dazu lässt man zwischen den Steinen entsprechende Nischen und Höhlungen, diese dürfen allerdings, ebenso wie die Pflanznischen nicht zu Lasten der Stabilität gehen. Gut geeignet sind dazu auch Tonröhren, die ins Innere der Mauer führen. Auch für die Bepflanzung können solche Röhren verwendet werden. Wenn ihr die Mauer noch mit Totholz, Lehm, vorgelagerten Sandflächen und Vogeltränken kombiniert schafft ihr ein wahres Paradies für viele Tierarten in eurem Garten.
Fazit:
Gut gebaut und mit der Verwendung geeigneter Materialien könnt ihr mit Gabionen eine praktische, ökologische sinnvolle und ansprechende Gestaltung gut kombinieren – weit entfernt von monotonen, grauen Schotterwänden.
Sven Görlitz