Anleitung: mit Weiden bauen
Durch ihre enorme Vitalität, das starke Wachstum und die große Anpassungsfähigkeit eignen sich Zweige, die ihr von Weiden abschneidet, prima für das Anlegen grüner Bauwerke. Weidenruten haben die besondere Fähigkeit wieder auszutreiben, wenn sie in den Boden gesteckt werden. Wir zeigen, wie es geht.
Weidentipi bauen
Die Bilder sind bei Mitmach-Aktionen des Bundesgartenberaters Martin Breidbach im Verband Wohneigentum entstanden.
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Zuerst ein bisschen Theorie: Skizze zu Tipibau Foto: Verband Wohneigentum/Görlitz
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Der Phantasie sind beim Bauen keine Grenzen gesetzt: ob als Flechtzaun, schattenspendende Pergola, lebendes Kunstwerk, zur Grundstücksbegrenzung oder als Weidenhütte mit Kriechtunnel für Kinder - mit einem Weidenbau könnt ihr euren Garten mit etwas Einzigartigem aufwerten, was es nicht im Baumarkt zu kaufen gibt.
Weiden-Bauwerke: nehmt diese Arten
Die bei uns vorkommende Korbweide (Salix viminalis) oder Silberweide (Salix alba) besitzen eine gute, vegetative Vermehrbarkeit. Das heißt: In den Boden gesteckte Zweige dieser Arten wachsen leicht an. Zu beachten ist, dass sich die Silberweide ohne Schnitt zu einem großen Baum entwickelt, während die Korbweide eher strauchartig wächst und somit für Gärten am besten geeignet ist. Sal-Weiden oder Kätzchenweiden (Salix caprea) sind weniger geeignet, da sie nur schwer wieder anwachsen.
Wann? Bester Zeitpunkt für das Bauen mit Weiden
Der beste Zeitpunkt für den Weidenschnitt und das Bauen mit Weidenruten ist von Mitte Oktober bis Ende März. Wird nicht direkt nach dem Schnitt mit dem Bauen begonnen, empfiehlt es sich, die Ruten kühl und feucht zu lagern. (Abdecken mit Folie).
Woher und wie soll man die Weiden schneiden?
Um Weidenschnittgut zu beziehen, könnt ihr bei Naturschutzverbänden und Gemeindeämtern (Gartenbauamt, Straßenmeisterei) anfragen, die oft Standorte nennen können, an denen man Weiden selbst schneiden kann. Auch kann man sich bedienen, wenn sie selbst Pflegeschnitte an Weiden in der Natur vornehmen. Inzwischen lassen sich Weidenruten auch über Firmen beziehen.
Wohin? Tipps zum Standort
Wählt für euer Weidenbauwerk einen sonnigen Standort. Hier entwickeln sich die Weiden am Besten. Zu beachten ist auch, dass Weiden zu angrenzenden Pflanzungen oft in Konkurrenz um Wasser und Nährstoffe treten.
So geht das Bauen mit Weidenruten
- Alle Weidenruten, die wieder austreiben sollen, werden ca. 30-40 cm tief in den Boden gesteckt. Arbeitet eventuell mit einer Eisenstange vor oder zieht vorher einen schmaler Graben.
- Danach werden die Ruten in der gewünschten Form, z.B. zu einem Tunnel oder einer Weidenkuppel, zusammengebunden und -geflochten.
- Für größere Bauwerke wie Pergolen können die Ruten auch gebündelt, geschnürt und dann tief in den Boden eingegraben werden.
- Wenn ihr zusammen mit Kindern baut, sind sie meist für diese Arbeiten leicht zu begeistern und wissen ihr Weidenhaus nachher besonders zu schätzen. Da alle mithelfen können, sind Weidenbauten auch besonders für Schul- und Kindergärten geeignet.
Bauanleitung Iglu
Für ein Iglu werden ca. 4 m lange Äste verwendet, die zunächst in einem Halbkreis in den Boden eingegraben werden.
Danach werden sie auf die jeweils gegenüberliegende Seite gebogen und ebenfalls eingegraben oder in vorgefertigte Löcher gesteckt.
Für die Zwischenräume können junge, kurze Ruten verwand werden.
Bauanleitung Tipi
Ein Kreis von 1,5 bis 2 m Durchmesser wird markiert und ein 40 - 50 cm tiefer Graben ausgehoben.
Dann werden 2,5 bis 3,5 m lange Weidentriebe in der gewünschten Höhe so zusammengebunden, dass die Enden überstehen.
In die Zwischenräume werden dünnere Weidenzweige gesteckt (Eingang und Gucklöcher freihalten).
Bauanleitung Tunnel
Die Enden von 2,5 bis 3 m langen Ruten werden wie beim Iglu zuerst auf einer Seite eingegraben, über eine Tunnelbreite von etwa 80 cm gebogen und dann auf der gegenüberliegenden Seite befestigt.
Auch hier können wieder Zwischenräume mit jungen Ruten ausgefüllt werden.
Bei der Anlage von längeren Tunnels sind seitliche Öffnungen als Fluchtwege zu empfehlen.
Bauanleitung Zaun
Für einen stabilen Weidenzaun wird ein 20 - 30 cm tiefer Graben ausgehoben.
In einem Abstand von ca. 1 m werden dann 5 - 10 cm dicke Weidenäste auf die engültige Höhe des Zaunes in den Boden eingeschlagen.
Dazwischen werden über kreuz in einem Abstand von 15 - 30 cm dünnere Ruten eingesteckt. Danach wird das Erdreich wieder eingefüllt und angetreten.
Zum Abschluss werden lange Ruten waagerecht zwischen die gesteckten Ruten eingeflochten und gebunden. Der Neuaustrieb kann ebenfalls verflochten werden.
Der spätere Pflegeschnitt erfolgt mit einer Heckenschere.
Pflege von Weidenbauten
Nach dem Bauen und in den folgenden 2 Jahren sollten die Weidenruten immer gut gegossen werden, damit sie auch sicher austreiben. Das spätere Aussehen des Bauwerks hängt stark von der Pflege ab. Entweder wächst ein großer Busch daraus, oder die neuen Triebe werden immer wieder eingeflochten und abgeschnitten. Ein Weidenhaus kann so zum grünen Iglu werden und ein Weidenzaun kann wie eine Hecke mit der Heckenschere geschnitten werden.
Sven Görlitz
Die Weide - Ökologische Lebenskünstler
Etwa 300-500 verschiedene Weidenarten besiedeln die Erde, vom tropischen Äquator bis in die Alpen auf Höhen von 3400 m. Die Wuchsformen reichen dabei von 30 m hohen Bäumen bis hin zu Zwergformen. Weiden können sich an viele Standortbedingungen anpassen und sie vertragen Überfüllungen und Überschwemmungen.
Weiden haben bei uns eine wichtige ökologische Bedeutung. So sind die Weidenkätzchen eine der ersten Futterpflanzen für die Bienen nach dem Winter. Die früher sehr viel häufigeren Kopfweiden beherbergen sogar die größte Artenvielfalt an Insekten und Kleinsäugern aller heimischen Bäume.