5 Schritte von der Schotterwüste zur Blühoase
Reine Schotterflächen im Garten sind nicht ökologisch, sie erhitzen das Kleinklima und sind problematisch bei Starkregen. Wir erklären, wie ihr in 5 Schritten von der Schotterfläche zu einer artenreichen und pflegeleichten Bepflanzung kommt. Bringt Natur in euren Garten.
Schotterwüsten zu Blühoasen
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Schotterwüste verstärkt die Hitze im Garten Foto: Görlitz/Verband Wohneigentum
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Steinwüste, kein Garten Foto: Görlitz/Verband Wohneigentum
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Foto: Görlitz/Verband Wohneigentum
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Wichtig: Dieses Kunststoffvlies unter dem Schotter muss entfernt werden. Foto: Görlitz/Verband Wohneigentum
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Umgestaltete Schotterfläche Foto: Görlitz/Verband Wohneigentum
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So kommt Leben in den Garten. Foto: Görlitz/Verband Wohneigentum
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Es wird grün. Foto: Görlitz/Verband Wohneigentum
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Foto: Görlitz/Verband Wohneigentum
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Bunte Pflanzenvielfalt im Kiesbeet Foto: Görlitz/Verband Wohneigentum
Zum Beispiel in Baden-Württemberg, Hessen und NRW sehen die Landesbauordnungen Begrünung als Pflicht an Gebäuden vor und konkretisiert das "Schottergartenverbot". Vielerorts waren reine Schotterflächen im Garten schon seit langem unzulässig, sie wurden lediglich geduldet, nach dem Motto: "Wo kein Kläger, da kein Richter". Doch ganz gleich ob verpflichtend oder nicht, es ist in jedem Fall sinnvoll, keine neuen Schotterflächen mehr anzulegen und bereits bestehende umzugestalten.
Was ist schlecht an Schotterflächen?
Unter der Annahme, pflegeleichte Gärten zu schaffen, wurden in den letzten Jahren oft Plastikvlies und tonnenweise Schotter auf vormals grüne Gartenflächen verteilt. Die Auswirkungen machen sich vermutlich die Wenigsten bewusst: Keine Lärm- minderung, kein Feinstaubfilter, kein kühlender Schatten, keine Nahrungsquelle und kein Unterschlupf für Insekten und Vögel, kein Grün oder Bunt um unsere Stimmung zu heben. Stattdessen toter Gartenboden, heiße Wohngebiete bis tief in die Nacht und irgendwann die Giftkeule auf die Pflanzen, welche sich ja doch wieder ihren Weg bahnen. Gärten, die dem Klimawandel und dem Artensterben etwas entgegenzusetzen haben, sehen anders aus. Im Zuge immer heißer werdender Sommer ist es wichtig, große Teile des Gartens mit Laubgehölzen zu beschatten und so für ein angenehmes Kleinklima zu sorgen.
Was nun tun mit einer bestehenden Schotterfläche?
Eine gute Möglichkeit ist diese umzubauen in einen blühenden, artenreichen und insektenfreundlichen Stein- und Kiesgarten. Ein Sand-Schottergemisch dient hier als Substrat. In diesem wachsen trockenheitsverträgliche Gehölze, Stauden und heimische Wildpflanzen, die mageren Boden mögen. Der Pflegaufwand ist auf diesen Flächen sehr gering. Für diese Art der Gestaltung sollte die Fläche die meiste Zeit des Tages in der Sonne liegen.
1. Schritt: Das Vlies muss weg
Unter den meisten Schotterflächen findet sich Plastikvlies oder -folie. Diese verhindert einen Austausch zwischen dem anstehenden Boden und der Oberfläche und sollte deshalb entfernt werden. Also: Schotter beiseite räumen oder das Vlies direkt darunter hervorziehen.
2. Schritt: Schotter wiederverwenden, Fläche gestalten
Bei grobem Schotter, ab einem Durchmesser von ca. 5 cm, kann dieser zu Hügeln und Wällen aufgeschüttet werden. Gestalterisch können diese Wälle mit größeren Steinen, Natursteinmauern, Totholz und Wurzeln ergänzt werden. Danach wird auf der restlichen Fläche ein Sand-Kiesgemisch mit einer Korngrößenverteilung von 0-16 mm oder 0-32 mm, ca. 15-20 cm hoch aufgebracht. Bereits vorhandener feinerer Schotter und Splitt kann auf der Fläche verbleiben und wird lediglich mit Sand oder feinem Kies vermischt. Auch hier sollte die Höhe des Kies-Sandgemischs am Ende ca. 15-20 cm betragen.
3. Schritt: Nahrung für die Pflanzen
Auf die Kiesflächen wird jetzt 2-3 cm zertifizierten Kompost, der frei von Wildkrautsamen ist, aufgebracht und oberflächlich eingearbeitet.
4. Schritt: Pflanzen und Aussaat
Jetzt erfolgt das Pflanzen geeigneter Sträucher wie der gemeinen Felsenbirne, Bartblume, Blasenstrauch, Hecht-Rose, Weißdorn, vielblütige Ölweide oder Mönchspfeffer, falls genügend Platz vorhanden ist. Dann folgen Stauden, Gräser, zweijährige Pflanzen und Zwiebelpflanzen wie Wilde Zwerg-Aster, Sandrohr "Karl Förster", Echte Bergminze, Zwerg-Glockenblume, Purpur-Sonnenhut, Kugeldistel, Natternkopf, Alpen-Mannstreu, Steppen-Wolfsmilch, Prachtkerze, Zwerg-Ysop, Zwerg-Iris, Lein, Katzenminze, Oregano, Silberbusch Blauraute, Steppen-Salbei, Fetthenne, Federgras, Kaskaden-Thymian, Weinberg-Tulpe, Königskerze, Wilde Karde sowie weitere Stauden und Gräser für trockene, sonnige Freiflächen.
Inzwischen werden viele pflanzfertige Staudenmischpflanzungen für alle Gartenbereiche angeboten. Der Vorteil: Die Pflanzen sind bereits in Kisten sortiert und müssen nur ausgelegt und gepflanzt werden. Man muss sich also nicht um die richtige Zusammenstellung kümmern. Auch für Kiesflächen gibt es attraktive Staudenmischpflanzungen wie z.B. die Weinheimer oder auch Veitshöchheimer-Staudenmischungen. Auch die Aussaat von trockenheitsverträglichen Wildpflanzenmischungen ist auf diesen Flächen gut möglich. In der Anwachsphase bei Trockenheit sollte gut gewässert werden. Erfolgt eine Aussaat, muss das Wildpflanzensaatgut bis nach dem Auflaufen feucht gehalten werden.
5. Schritt: Ganz ohne Pflege geht es nicht
Ebenso wenig wie reine Schotterflächen nach ein paar Jahren ohne Pflege auskommen, brauchen auch diese Pflanzungen hin und wieder unsere Aufmerksamkeit. So müssen evtl. auflaufende Wurzelunkräuter konsequent entfernt werden. Ansonsten wird wenig eingegriffen, viele Wildpflanzen wie Natternkopf, Königs- und Nachtkerze sind zweijährig und "wandern" im Laufe der Jahre in der Fläche. Man jätet also am besten nur das was man kennt und nicht in der Fläche haben möchte, alles andere bleibt stehen. Im Februar/März werden die Stauden und Gräser zurückgeschnitten und das Schnittgut von der Fläche entfernt. Die geschnittenen Stängel sollten abseits möglichst trocken gelagert werden, da hier oftmals noch überwinternde Wildbienen schlüpfen. Sind die Pflanzen angewachsen muss nicht mehr gewässert werden.
Weitere Tipps:
In den Flächen können auch Totholzstämme z.B. von Buchen oder Robinien eingegraben werden. Mit Bohrlöchern in verschiedenen Größen versehen werden diese zu einem Nistplatz für Wildbienen.
Die Fläche gestalten z.B. mit Hügeln, Mauern, großen Steinen, Wurzeln, Steinhäufen mit Höhlen als Unterschlupf für verschiedene Tierarten. Dazwischen können auch reine Sandflächen entstehen, als Brutplatz für Eidechsen. (Evtl. mit Drahtgefecht gegen Katzen sichern.)
Wasserschale für Insekten und Vögel in der Fläche aufstellen.
Zwiebel- und Knollenpflanzen sorgen für ein attraktives Bild im Frühling.
Jetzt könnt ihr beobachten wie es in der früheren Wüste anfängt zu grünen und zu summen, sehr viele Tier- und Pflanzenarten werden von der Umgestaltung profitieren.
Viele Freude bei der Renaturierung eueres (Vor-)Gartens.
Sven Görlitz