Nachhaltiger Umgang mit Wasser im Hausgarten Verbandsposition

Durch den Klimawandel wird eine Ressource knapp, die es noch vor Jahren hierzulande im Überfluss gab: Wasser. Das Präsidium des Verbands Wohneigentum (VWE)
hat die Position "Nachhaltiger Umgang mit Wasser im Hausgarten" im August 2022 verabschiedet, die vom VWE-Kompetenzteam Ökologie und Garten erarbeitet wurde.
Die Position enthält Forderungen an die Politik zum Wasserschutz und Empfehlungen für Gartennutzerinnen und -nutzer.

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Grafik zeigt Umgang mit Wasser im Hausgarten
Nicht nur Verbraucher können etwas tun. Gemeinden und Städte, Industrie, Land-/Wirtschaft und Politik: Wenn es ums Wassersparen geht, müssen alle an einem Strang ziehen! Der VWE versucht, seinen Beitrag mit Verbraucherinformationen und dieser Position zum nachhaltigen Umgang mit Wasser im Garten zu leisten.   © VWE
Die Dürreereignisse in den letzten Jahren sind vielen im Gedächtnis. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK) warnte schließlich 2021 vor einer "Trinkwasserknappheit in Deutschland". Einige Gemeinden haben bereits heute darunter zu leiden. Nicht nur im Bundesamt geht man davon aus, dass das Problem weiter zunimmt. Im Garten sollte Wasser gezielt, bedarfsgerecht und flankiert von gärtnerischen Maßnahmen verwendet werden. Die Gartenberatung des VWE zeigt, wie es sich nachhaltig mit der Ressource im Hausgarten umgehen lässt.

Gärten sind Lebensraum und Lebensqualität.

Hausgärten spielen eine wichtige Rolle im direkten Umfeld ums Haus, in der Siedlung und für den gesamten Wohnort.

  • Private Gärten in Deutschland haben ein großes Potenzial bei Schutz und Förderung der Biodiversität. In Zeiten des Artensterbens bieten vielfältig bepflanzte Gärten einen zunehmend wichtigen Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Dieser Lebensraum ist vor allem in von Bebauung geprägten und teils von Monokulturen beherrschten Landschaften von entscheidender Bedeutung für den Erhalt der Artenvielfalt.

  • Hausgärten dienen zusammen mit Parks als grüne Lungen in der Stadt, die das Kleinklima abkühlen und Lärm mindern. Ihre Gehölze wirken als Windbremse und Feinstaubfilter.

  • Gärten bieten Rückzugsmöglichkeiten und Freiraum für uns Menschen. Im Garten hat alles seine Zeit. Er dient als Ausgleich und Gegenpol zu Stress und Hektik - und trägt so zur Lebensqualität von Jung und Alt bei.

  • In Deutschland verfügen etwa 36 Millionen Menschen über einen Garten. (Quelle: Bundesamt für Naturschutz)

Die Fläche der Gärten in Deutschland beträgt etwa 4 % der gesamten Landesfläche. Die rund 17 Mio. Privatgärten nehmen mit rund 1,4 Mio. Hektar in etwa dieselbe Fläche ein, die hierzulande alle Naturschutzgebiete zusammen ausmachen. Aufgrund ihrer Vielfältigkeit und Verteilung besonders im städtischen Raum dienen sie als Verbindungen für Grüne Bänder in der Region. Quelle: Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW, gemeinnützig)

Gärten brauchen Wasser.

Um die Fläche der Gärten zu erhalten, auszuweiten und zu bewirtschaften, braucht es Wasser. Doch ein anderer, "neuer" Umgang mit der nun knappen Ressource Wasser will gelernt sein. Hieß es früher einfach "Sprenger an und Wasser marsch!", ist heute eine durchdachte und nachhaltige Verwendung auch im privaten Bereich wichtig. Trockenzeiten und Starkregenereignisse müssen gleichermaßen im Garten gemanagt werden. Da sind die Gartenbesitzer*innen gefragt.

Auch die Politik ist in der Pflicht.

Nicht nur Verbraucher können etwas tun. Gemeinden und Städte, Industrie, Land-/Wirtschaft und Politik: Wenn es ums Wassersparen geht, müssen alle an einem Strang ziehen! Der VWE versucht, seinen Beitrag mit Verbraucherinformationen und dieser Position zum nachhaltigen Umgang mit Wasser im Garten zu leisten. Wir erwarten ebenso von Großwasserverbrauchern in Industrie und Landwirtschaft, dass sie aktiv werden!

Die Politik muss mit Rahmenbedingungen die wirklich nachhaltige* Verwendung von Wasser flankieren und befördern.

* Allgemein wird unter Nachhaltigkeit das Bestreben verstanden, die Bedürfnisse in der Gegenwart zu befriedigen und dabei zu gewährleisten, dass auch die Befriedigung der Bedürfnisse künftiger Generationen sichergestellt ist. Nachhaltigkeit ergibt sich aus dem Zusammenspiel von sozialer, ökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeit. Gartenbau und Landwirtschaft ist dann nachhaltig, wenn sich durch sie der Bestand an Ressourcen nach Menge und Qualität nicht verringert." UNO-Konferenz für Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio de Janeiro 1992, Aktionsplan Agenda 21

A Forderungen an die Politik

1. Nationale Wasserstrategie verabschieden
Längst überfällig ist ein Beschluss der Nationalen Wasserstrategie, der hält, was der aktuelle Entwurf (06/2021) verspricht: Nämlich erstmals alle relevanten Elemente zusammenzufassen, damit in Zukunft Trinkwasser nachhaltig genutzt wird und alle anderen Wassernutz¬ungen und der Schutz der Ökosysteme gesichert sind. Für öffentliche Transparenz soll ein kontinuierliches Monitoring der Wasserentnahmen durch Großverbraucher (wie Industrie, Energieversorgung, Bergbau, Landwirtschaft, produzierendes Gewerbe, aber auch Kommu-nen/Siedlungen) und des Wasserdargebots sorgen.

2. Regenwasser-Rückhaltung fördern
Regenwasser ist eine Ressource, die kostenlos genutzt werden kann. Das Ziel ist, Regenwasser im Garten zu halten, zu nutzen und vor Ort versickern zu lassen, wenn es zu viel ist.
• Lösungen zur Regenwasser-Rückhaltung in Form von Zisternen und Dachbegrünungen sowie Sickermulden/Versickerung auf privaten Grundstücken sollten nicht nur kommunal, sondern auch von der Bundesregierung gefördert werden.
• Die Anlage von Auffang-, Speicher- und Versickerungsflächen im öffentlichen Raum ("Schwammstadt") ist zu fördern. Dies hat positive Auswirkungen auf das Kleinklima, trägt zur Grundwasserneubildung bei und beugt negativen Auswirkungen von Starkregen-Ereignissen vor.

3. Grundwasser schonen
Im Sinne des Weltwasserberichts 2022 der Vereinten Nationen gilt es, Grundwasser zu schützen! Eine lokale Nutzung von Grundwasser für den Hausgarten ist im Wesentlichen nur da sinnvoll, wo nur so viel entnommen wird, wie sich natürlich regeneriert. Dafür ist eine Überwachung der Grundwasserstände wichtig. Eine Verunreinigung des Grundwassers z.B. durch Rückstände von Pflanzenschutz- und Düngemittel ist unbedingt zu verhindern.

4. Wassernutzung lenken
• Bei Regelungen zur Wassernutzung sind die Folgen weitsichtig zu berücksichtigen und alle Nutzer in der Gesellschaft zum Sparen anzuhalten, nicht nur die Verbraucher und Verbraucherinnen. Klare Maßgaben sind an Industrie und Land-/Wirtschaft zu richten.
• Vorschriften zum Umgang mit Wasser im privaten Bereich sollten nur das letzte Mittel der Wahl sein. So entsteht etwa bei verpflichtenden Gartenwasserzählern die Problematik, dass die hierbei erreichte Einsparung der Abwassergebühren ungewollt fördert, dass verstärkt Trinkwasser zur Gartenbewässerung eingesetzt wird. Das ist keine nachhaltige Wassernutzung.
• Weiterhin hält der VWE es für wichtig, dass eine Neuversiegelung von Flächen auf ein notwendiges Maß minimiert wird. Anreize zum nachhaltigen Umgang mit Wasser sind für Menschen wichtig, die neu bauen oder schon Wohneigentum haben: Zum Beispiel, um bestehende Versiegelungen durch an den Standort angepasste und vielfältige Bepflanzungen zu ersetzen, Dächer zu begrünen und, um für Wege und Parkplatzflächen versickerungsfähige Materialien zu nutzen. Hier ist aufzuklären und zu fördern. Was darüber hinaus von der Politik gefordert wird, sollte ebenfalls gefördert werden.

5. Vielfältige Gestaltung in Gärten fördern
Artenreiche Gärten mit möglichst wenig versiegelten Flächen und durchgehendem Bewuchs der Böden fördern indirekt eine sparsame, nachhaltige Wassernutzung im Garten. Die Gestaltung von Privatgärten sollte daher stärker in den Fokus einer Politik zum Schutz der biologischen Vielfalt genommen werden. Das Anlegen von Schotterflächen anstelle von Pflanzungen muss verboten sein. Gleichzeitig sind Lösungsansätze und Beratung für Privatpersonen anzubieten.

B Für Gartennutzer*innen: 10-Punkte-Plan "Nachhaltige Wassernutzung im Hausgarten"

1. Fördern Sie die Wasserhaltekraft Ihres Bodens.
Maßnahmen wie das Erhöhen des Humusgehalts z. B. durch eine jährliche Kompostgabe helfen dabei. Auch ein bodendeckender und dichter Pflanzenbestand, Mulchen, Gründüngung, Hacken sowie natürliche Bodenzuschlagstoffe wie Perlite und Gesteinsmehl verbessern die naturgemäß schlechtere Wasserhaltekraft leichter Böden. Das Schottern von möglichen Gartenflächen zerstört hingegen Bodenstruktur und Wasserhaltekraft.

2. Verwenden Sie an den Standort angepasste Pflanzen.
Wählen Sie standortgerechte Pflanzen, die über einen längeren Zeitraum ohne zusätzliche Bewässerung zurechtkommen. Verzichten Sie auf Pflanzen mit einem hohen Wasserbedarf wie Rhododendron, Hortensien und Thuja. Wählen Sie stattdessen trockenheitsverträgliche Pflanzen wie Felsenbirne, Kornelkirsche, Feldahorn, Wildrosen, Tafeltrauben und spezielle Staudenpflanzungen, die nicht dauerhaft am "Tropf" hängen müssen.

3. Gezielte Gestaltung senkt den Wasserbedarf im Garten.
Kombinieren Sie Pflanzen in Bereichen, die ähnliche Wasseransprüche haben. Die Lösung des Wasserproblems im Garten liegt aber nicht allein in der Verwendung von trockenheitsverträglichen Pflanzen. Denn: Auch wenn Bäume viel Wasser brauchen, sind sie wichtig im Garten! Durch ihre Verdunstung und Beschattung kühlen Großgehölze und Kletterpflanzen das Kleinklima ab und senken so den Wasserbedarf der gesamten Lebensgemeinschaft im Garten.

4. Wässern Sie effizient.
Bringen Sie das Wasser gezielt an die Wurzeln. Verzichten Sie wo es geht auf Wassersprenger, weil dabei zu viel Wasser verdunstet und nicht von den Pflanzen genutzt werden kann. Gießen Sie nur nach Bedarf: nicht permanent, nicht täglich, je nach Bodenverhältnissen etwa alle 4-5 Tage und dann durchdringend, circa 15-20 l/m². So erziehen Sie die Pflanzen dazu, dem Wasser folgend tiefer in den Boden zu wurzeln.

5. Trinkwasser ist knapp. Nutzen Sie Regenwasser.
Regenwasser ist das beste Gießwasser. Es braucht nicht aufbereitet zu werden, ist kalkfrei und dazu noch kostenlos - eine Ressource, die vom Himmel fällt! Wassertonnen sind die einfachste Lösung. Zisternen eignen sich zur Speicherung größerer Wassermengen über einen längeren Zeitraum und können zum Hochwasserschutz bei Starkregenereignissen beitragen. Fragen Sie nach Förderungen in Ihrer Kommune.

6. Zuviel Regenwasser? Auf dem eigenen Grundstück versickern und verdunsten lassen.
Beseitigen Sie möglichst viele versiegelte Flächen auf Ihrem Grundstück. Verwenden Sie stattdessen wasserdurchlässige Beläge wie Fugenpflaster und Rasengittersteine. Das verhindert, dass kostbares Regenwasser ungenutzt in die Kanalisation gelangt. Bei ausreichend durchlässigen Böden sollte sämtliches Dachwasser direkt vor Ort über Sickermulden wieder dem Grundwasser zugeführt werden. Auch Dachbegrünungen oder ein Teich im Garten können kostbares Regenwasser im Garten zurückhalten!

7. Gartenwasserzähler sind keine Lösung.
Wer einen Gartenwasserzähler nutzt, spart sich die Abwassergebühren. Doch dieser finanzielle Anreiz fördert, mit Trinkwasser im Garten allzu sorglos umzugehen. Wir sagen daher: Gießen Sie möglichst mit Regenwasser!

8. Setzen Sie Prioritäten.
Stimmen Sie sich mittelfristig auf einen Wandel im Garten ein. Während Sie auf wasserintensive Kulturen im Bereich Obst oder Gemüse wie Erdbeeren, Kohlgewächse oder Knollensellerie nicht verzichten möchten, akzeptieren Sie vielleicht, dass Ihre Regenwasserrückhaltung nicht auch noch für eine sattgrüne und gepflegte Rasenfläche ausreicht. Die Alternative kann ein Kräuterrasen sein.

9. Lernen Sie mehr über die natürlichen Vorgänge im Garten.Beobachten Sie in Hitzeperioden genau: Welche Pflanzen schlappen und brauchen nun eine gute Portion Wasser? Stellen Sie Regenmesser im Garten auf und beobachten aufmerksam den Wetterbericht. Wenn es bald Regen gibt, braucht es keine zusätzliche Wassergabe. Bei geringen Regenmengen kann es sinnvoll sein, direkt im Anschluss zu wässern. Schauen Sie nach ab, welcher Tiefe auch bei Trockenheit ihr Gartenboden noch feucht ist.

10. Ob im Garten oder im Haus: Bewusstsein schärfenMachen Sie mit beim Thema Wassersparen. Ob es die Sparspülung im WC ist oder die Dusche statt Badewanne - überall lässt sich Wasser sparen. Jedes Produkt, das wir konsumieren, hat eine Wasserbilanz. Dabei wird Wasser oft in Gebieten verbraucht oder verschmutzt, die stark unter Wassermangel leiden. Allein schon die Frage: "Brauche ich es wirklich?" hilft, sich bewusst für oder gegen ein Produkt zu entscheiden. Im Bereich Obst und Gemüse hat die Ernte aus dem eigenen Garten oder aus der Region die beste Energie- und Wasserbilanz.

Mehr zum naturnahen Gärtnern? Unsere Leitlinie zum naturnahen Gärtnern enthält viele Anregungen.

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