Was bringt Düngen: Boden oder Pflanzen versorgen?

Man liest einerseits von Mangelsymptomen an Pflanzen, die anzeigen, welcher Nährstoff gerade fehlt. Andererseits ist vom Boden die Rede, der nährstoffarm oder -reich sein soll. Was stimmt denn nun - ernährt Dünger die Pflanzen oder den Boden? So viel verrät Gartenberaterin Roswitha Koch vorweg: in der Natur spielt beides zusammen.

eine Hand voll Komposterde mit Regenwurm
Komposterde: Eine Bodenverbesserung mit organischem Material ist in jedem Fall die bestmögliche Düngung.   © Dahlmann/Verband Wohneigentum NRW

Natürliche Pflanzenstandorte an Land: immer mit Boden

Im Boden wimmelt es nur so von Lebewesen verschiedenster Art. Der Boden hält den Nährstoffvorrat bereit, der das Pflanzenwachstum überhaupt erst möglich macht. Pflanzen nehmen Nährstoffe in kleinsten Einheiten auf, in Form elektrisch geladener chemischer Elemente, Ionen genannt . Sie sind für Wachstum und Entwicklung unentbehrlich. Stickstoff, Phosphor und Kalium sind Hauptnährstoffe, gefolgt von Magnesium, Kalzium (= Kalk) und Schwefel und den sogenannten Spurennährstoffen wie zum Beispiel Bor, Mangan oder Eisen. Pflanzen benötigen die Hauptnährstoffe in größeren Mengen, Spurenelemente nur in winzigen Spuren. Alle diese Elemente befinden sich in gelöster Form im Bodenwasser, mit dem sie über die Wurzel in die Pflanze geschleust werden.

Leben, Sterben und Vergehen: natürlicher Kreislauf

Beim Leben, Absterben und sich Zersetzen ist der Boden das entscheidende Bindeglied. Er ist der Ort, wo das, was einmal gelebt hat (organisches Material ) ab- und umgebaut wird. Erst nachdem Bodenlebewesen das organische Material in die kleinsten Einheiten, die Ionen, zerlegt haben, können Pflanzen diese wieder aufnehmen. Wir wissen jedoch, dass ohne Bodenlebewesen kein Abbau des organischen Materials erfolgt. Bodenlebewesen sind klein bis winzig: Käfer, Asseln und Regenwürmer sind hier Riesen. Kleiner sind Milben und Nematoden bis hin zu Bakterien, Algen und Pilzen, die am winzigsten sind. Sie alle sind unentbehrlich, damit immer wieder neues Leben entstehen kann. Das geschieht mittels Fotosynthese - ein sehr komplexer Vorgang im Blattgrün der Pflanzen. Dabei produzieren die Pflanzen aus totem Material - den chemischen Elementen, Kohlendioxid der Luft und Sonnenenergie - ihre organische Masse: Blätter, Stängel, Wurzeln und Blüten/Früchte.

Und dafür brauchen sie alle als Lebensraum den Boden und natürlich auch Nahrung. Wenn wir unsere Böden nur mit Mineraldünger bestreuen, verbessern wir nicht den Boden, sondern greifen meist ohne es zu ahnen in den natürlichen Kreislauf in der Erde ein: Denn Mineraldünger lässt das Bodenleben verhungern. Dort, wo nach dem Ernten über längere Zeit auf die Zufuhr organischen Materials, also pflanzlicher und tierischer Rückstände, verzichtet wird, stirbt das Bodenleben ab. Luft- und Wasserporen im Boden verschwinden, das Bodengefüge verdichtet sich und wird immer lebensfeindlicher. Der Ertrag von Böden, die an Humus (der Summe der organischen Substanz im Boden) verarmt sind, nimmt stetig ab, auch wenn mineralisch gedüngt wird . Über 90 % unserer Nahrung wird auf Böden produziert - ein starker Grund, diese zu schonen.

Vermutlich habt ihr aber auch schon gehört, dass Pflanzen ganz ohne Boden wachsen können. Ihr kennt dies von der Hydrokultur bei Zimmerpflanzen oder euch ist das Fachwort Hydroponik mal begegnet. Es handelt sich hier um künstliche Lebensräume für Pflanzen. Die für Wachstum und Ertrag erforderlichen Nährstoffe werden durch exakt zusammengestellte Nährlösungen bereitgestellt. Die Pflanzen schwimmen entweder auf der Oberfläche der Nährlösung (Salatpflanzen z.B.) oder sind in einem mineralischen Substrat (Kies, Tongranulat, Mineralwolle) verankert, das periodisch mit Nährlösung geflutet wird. Dies sind jedoch keine natürlichen Strukturen. Sie verbrauchen sehr viel Energie und bedürfen großer Sachkenntnis, damit keine Umweltschäden entstehen.

Fazit

Eine Bodenverbesserung mit organischem Material ist in jedem Fall die bestmögliche Düngung. So werden natürliche Vorgänge unterstützt und es wird nachhaltig mit einer der kostbarsten Ressourcen unseres Planeten, dem Boden, umgegangen.

Ganz praktisch lässt sich das im Garten machen:

Roswitha Koch

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