Vom Wert der Hausgärten Eigenheime mit Gärten stabilisieren Siedlungen und Quartiere

In gesellschaftlichen Debatten wird das Eigenheim nicht selten kritisch betrachtet. Stichworte wie Flächenverbrauch, Zersiedelung oder Verschwendung von Ressourcen dominieren in der Diskussion. Dabei gerät - neben anderen - eine wichtige Qualität des Eigenheims aus dem Blick: der private Garten. Gerade im Kontext von Ökologie, Klimaanpassung und Lebensqualität bieten Gärten enorme Potenziale - für die Hausbesitzer*innen und auch für die Quartiere und Siedlungen insgesamt.

Haus mit naturnah gestaltetem Garten
Haus mit naturnah gestaltetem Garten: Gärten sind kleine, aber wirkungsvolle Bausteine für ein lebenswerteres, nachhaltiges Wohnumfeld.   © Verband Wohneigentum/Görlitz

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Zusammen betrachtet sind private Gärten große grüne Flächen im besiedelten Raum. Schätzungen gehen davon aus, dass es hierzulande etwa 17 Millionen Gärten gibt. Das ist mit rund 1,4 Mio. Hektar ungefähr dieselbe Fläche, die alle Naturschutzgebiete zusammen in Deutschland ausmachen. Werden Gartenflächen naturnah gestaltet, steckt in ihnen ein enormes Potenzial.

Dazu bieten wir, der gemeinnützige Verband Wohneigentum, seit seinen Ursprüngen in der Siedlungsbewegung mit Wurzeln in der Weimarer Republik eine besondere Form der Unterstützung an: die Gartenberatung. Schon damals stand die Idee im Vordergrund, Menschen dabei zu unterstützen, ihre Gärten nachhaltig zu bewirtschaften. Dieses Engagement wurde bis heute bewahrt und weiterentwickelt, etwa mit der 2021 veröffentlichten Positionierung "Naturnah Gärtnern". Mit Fachwissen und praxisnahen Tipps begleitet der Verband Wohneigentum Menschen auf dem Weg zu ökologisch wertvollen Hausgärten - von der Auswahl standortgerechter Pflanzen bis hin zur Förderung der Biodiversität im eigenen Garten.

Wodurch zeichnen sich Gärten aus?

Gärten in Siedlungsgebieten bieten eine ganze Reihe wichtiger Vorteile sowohl für die Menschen als auch für die Stadt als Ganzes. Die wichtigsten Aspekte möchten wir hier darlegen:

1. Artenschutz: Gärten als Arche

Das heimische Grün ist Schutzraum und Chance, die biologische Vielfalt durch wertvolle Lebensräume für Pflanzen und Wildtiere wie Insekten, Vögel und Kleinsäuger zu bewahren. Studien wie Biologische Vielfalt in Privatgärten (IÖW, 2021) belegen, dass private Gärten als "Trittsteinbiotope" dienen können, die besonders in urbanen Gebieten die Vernetzung von Lebensräumen unterstützen.

Etliche weitere Studien unterstreichen, dass die Gestaltung und Pflege von Privatgärten einen erheblichen Einfluss auf die lokale Biodiversität haben kann. Ihre ökologische Wirkung kann sich voll entfalten, wenn sie naturnah gestaltet sind: Zentral hierbei sind eine das Bodenleben fördernde Kreislaufwirtschaft (Kompost) und standortgerechte Bepflanzungen. Weitere begünstigende Faktoren für die Artenvielfalt sind der Verzicht auf Pestizide und Torf, das Fördern von Nützlingen und die Verwendung vorzugsweise heimischer und nicht invasiver Pflanzenarten. Artenvielfalt wird zudem durch das Anlegen von naturnahmen Strukturen im Garten gefördert: beispielsweise Teiche, Gehölze, Totholzhaufen, Benjeshecken, Kräuterrasen oder Wildblumenwiesen. Durch einfache Maßnahmen können Gartenbesitzer so aktiv zum Schutz und zur Förderung der Artenvielfalt beitragen.

2. Klimaschutz und Klimaanpassung unterstützen

Angesichts zunehmender Hitzewellen und Starkregenereignisse wird die Fähigkeit zur Klimaanpassung in Siedlungsgebieten immer wichtiger. Private Gärten leisten hier stille, aber effektive Arbeit:

Gärten verbessern das Mikroklima. Sie wirken sich positiv auf das Kleinklima im Umfeld aus, da sie extreme Temperaturen abmildern. Vor allem Bäume dürfen in keinem Garten fehlen: Sie spenden Schatten, verringern die Aufheizung der Gebäude und verdunsten Wasser, wodurch Gärten zur Abkühlung des Klimas in der Siedlung und dem städtischen Quartier beitragen. Jedes begrünte Grundstück puffert die Folgen des Klimawandels ab.

Gärten entlasten die Kanalisation. Sie fördern durch Versickern und Verdunsten den natürlichen Wasserkreislauf. Zudem helfen Regentonnen und Zisternen im Garten dabei, diese kostbare Ressource zu sammeln und bedarfsgerecht zu verwenden. All dies trägt dazu bei, den Wasserabfluss zu regulieren, da Regenwasser nicht unkontrolliert in die Kanalisation fließt: insbesondere bei Starkregenereignissen und Hochwassergefahr und vor allem in urbanen, stark versiegelten Gebieten.

Gärten sind Luftfilter. Und zwar, indem sie durch die Aufnahme von Schadstoffen wie Feinstaub und Stickoxide sowie die Produktion von Sauerstoff zur Luftreinigung beitragen. Dies verbessert die Luftqualität und reduziert die schädlichen Effekte der Luftverschmutzung, die ebenfalls mit dem Klimawandel in Verbindung stehen. Daneben mindern Gärten auch Lärm.

Gärten speichern CO2. Humusreicher Gartenboden speichert das klimaschädliche CO2. Zudem binden Gartenpflanzen durch Fotosynthese das klimaschädliche Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Luft. Dadurch tragen sie zur Reduzierung des Treibhauseffekts bei. Besonders Bäume speichern über ihre Lebensdauer große Mengen CO2.

3. Gärten stärken die Selbstversorgung.

Sie ermöglichen ein Stück weit Selbstversorgung. Wer eigenes Obst, Gemüse oder Kräuter anbaut, gewinnt nicht nur frische, gesunde Lebensmittel - sondern auch Wissen und Wertschätzung gegenüber der Natur und Unabhängigkeit. Der Anbau im eigenen Garten stärkt das Bewusstsein für saisonale Ernährung und regionale Kreisläufe und kann helfen, nachhaltiger mit Ressourcen umzugehen.

4. Gärten halten uns gesund.

Der Aufenthalt im Garten ist nachweislich gut für die psychische und körperliche Gesundheit. Gartenzeit fördert Entspannung und reduziert Stress. Während gleichzeitig die körperliche Aktivität der Gartenarbeit sich positiv auf Herz-Kreislauf-Gesundheit, Gewicht und Immunsystem auswirkt. Zudem kann der Anbau von eigenem Obst und Gemüse zu einer gesünderen Ernährung beitragen.

5. Gärten sind Oasen.

Sie bieten Freiraum und Rückzugsräume für uns Menschen. Im Garten hat alles seine Zeit. Er ist ein natürlicher Gegenpol zu einer immer hektischeren Welt - das trägt zur Lebensqualität bei. In einer Zeit, in der viele Menschen zunehmend vom Naturerleben entfremdet sind, ermöglichen Gärten eine wertvolle Verbindung zur Natur. Hier können wir sie mit allen Sinnen erleben, zur Ruhe kommen und wieder ein Gespür für natürliche Rhythmen entwickeln.

6. Gärten machen Wissen erlebbar.

Hausgärten bieten auch großes Potenzial als informelle Bildungsorte. Ob Kinder beim Beobachten von Insekten, Jugendliche beim Bau einer Insektennisthilfe oder Erwachsene beim Gärtnern mit Kompost und Mischkultur: Im Garten lassen sich ökologische Zusammenhänge unmittelbar erfahren. Gärten fördern ein praktisches Umweltbewusstsein, das im Alltag anwendbar ist - etwa beim Thema Artenvielfalt, Klimaanpassung oder nachhaltiger Ernährung. Diese Form des "Lernens durch Erleben" ist besonders wirksam und trägt dazu bei, ein Verständnis für Natur und Nachhaltigkeit zu entwickeln - generationenübergreifend. Ob Gespräche, Feste, oder einfach als Treffpunkt: Auch generell sind Gärten Raum für soziale Interaktionen in der Nachbarschaft.

Fazit: Gärten sind kleine, aber wirkungsvolle Bausteine für ein lebenswerteres, nachhaltiges Wohnumfeld.

Gärten sind nicht zu unterschätzen: als Ausdruck privater Selbstbestimmung und zugleich als öffentlich wirksamer Bestandteil der grünen Infrastruktur. Sie entlasten Kommunen, weil sie Funktionen übernehmen, die andernorts teuer geschaffen werden müssten: Klimaschutz, Biodiversitätsschutz, Aufenthaltsqualität. Dabei bieten sie gleichzeitig Raum für Erholung und gesundes Leben.
Aus Sicht des Verbands Wohneigentum, der sich für familienfreundliches, zukunftsfestes und bezahlbares Wohneigentum engagiert, muss die Debatte um das Eigenheim differenzierter geführt werden. Es geht nicht um ein einfaches "Pro" oder "Contra", sondern um die Frage, wie Einfamilienhausgebiete nachhaltig weiterentwickelt werden können. Private Gärten sind hier ein entscheidender Baustein. Wenn wir ihre Potenziale anerkennen und fördern, leisten wir einen wichtigen Beitrag zu einer lebenswerten, resilienten Stadtentwicklung - heute und in Zukunft.

Positionspapier Verband Wohneigentum

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