Schon mal etwas von dem "Wundermittel" Brennnesseljauche gehört und vielleicht schon eine tiefe Nase davon genommen? Gartenberaterin Angela Maria Rudolf klärt auf, wieso es nicht mehr Jauche heißen sollte, welche Pflanzen man für die Herstellung von Pflanzenextrakten unbedingt kennen sollte und wie man sie einsetzen kann.
Zunächst: Der Begriff "Jauche" ist nicht umfassend - er beschreibt nur die fermentierte Form und schließt die anderen ähnlichen Anwendungsverfahren, welche bei der biologischen Bewirtschaftung des Gartens helfen, vollkommen aus. Denn neben der Fermentation (Jauche) besteht die Möglichkeit Tee, Brühe oder Kaltauszüge herzustellen und bei Bedarf zur Pflanzenstärkung anzuwenden. Je nach Herstellungsverfahren ändern sich zum Teil auch die Anwendungsgebiete. Bereitet man Brennnessel zum Beispiel als Tee zu, wirkt es insektenabwehrend. Wird ein fermentiertes Extrakt gewonnen, stärkt es die Immunabwehr und verbessert den allgemeinen Gesundheitszustand von Pflanzen. Somit klingt der Begriff "Pflanzenextrakt" nicht nur angenehmer, sondern umfasst auch alle Herstellungsverfahren.
Mit diesen bewährten Pflanzen seid ihr für einen Großteil der auftretenden Probleme im Hausgarten gut gerüstet. Fermentierten Extrakte lassen sich die einzelnen Komponenten miteinander mischen. So eignet sich zum Beispiel eine Mischung aus Brennnessel-, Beinwell- und Schachtelhalmextrakt hervorragend zur Bodenstimulierung.
Nichts ist einfacher und kostengünstiger als Mittel zur Pflanzenstärkung aus dem eigenen Garten zu gewinnen. Das schont die Umwelt und den Geldbeutel und schadet den Pflanzen nicht. Man kann sich ausprobieren und eigene Erfahrungen und Beobachtungen über die Wirkungsweise sammeln, man benötigt keinerlei Schutzkleidung und die hergestellten Extrakte sind zu 100 % biologisch abbaubar.
Rührt einmal am Tag um - solange kleine Bläschen nach oben steigen ist die Fermentation noch nicht abgeschlossen. Sensible Nasen, denen der Geruch des Extrakts nicht zusagt, können 5 Tage nach Ansetzen des Extrakts eine Handvoll Engelwurz, Echter Salbei oder Basaltmehl zugeben. Bei Außentemperaturen von 18-20° Celsius ist das Extrakt nach circa 2 Wochen fertig. Wenn keinerlei Bläschen mehr aufsteigen, wird es durch Siebe oder grobe Tücher gefiltert und kann entweder sofort gesprüht oder gegossen werden. Für die Lagerung eignen sich geschlossene Behälter aus Plastik oder Edelstahl, die, lichtgeschützt bei etwa 12° Celsius für ungefähr 12 Monate gelagert werden können.
Das Extrakt lässt sich je nach Ausbringungsmethode verdünnen. Soll das Brennnesselextrakt zum Beispiel als Kompostbeschleuniger eingesetzt werden, so wird es auf 10 % verdünnt und gegossen. Soll es als Pflanzenstärkungsmittel direkt auf die Blätter gesprüht werden, wird es auf fünf Prozent verdünnt. Die Extrakte sollten bei Temperaturen zwischen 14- 26° Celsius ausgebracht werden. An sehr heißen Tagen empfiehlt sich die Ausbringung früh morgens oder spät abends. Bei langanhaltender Trockenheit oder bald einsetzenden Regen sollte mit der Behandlung abgewartet werden.
Angela Maria Rudolf