Artenschutz selbst gemacht Nisthilfen für Insekten und Vögel
Gebaute Nisthilfen sind für viele Wildtiere eine (z.T. sogar lebensnotwendige) Möglichkeit, um sich fortzupflanzen. Sowohl für Insekten, z.B. Wildbienen, Wespen und Hummeln, wie auch für Vögel könnt ihr Nistmöglichkeiten bauen. Auch wir Menschen profitieren auch davon, da bestäubende Insekten in Ihrem Garten ein Zuhause finden. Dies führt zu verbessertem Fruchtansatz bei Obst- und Gemüse und die Vögel vertilgen darüber hinaus so manchen Schädling. Tipps zum Bau von Nisthilfen von Gartenberaterin Roswitha Koch.
Nisthilfen für Insekten
Nisthilfen aus Bambus und Schilfrohr
Da viele Bienen- und Wespenarten solitär leben und ihre Brut in sogenannten Brutröhren versorgen, kann man solche Nisthilfen ganz leicht nachahmen.
Nisthilfen aus Bambusstäben oder Schilfrohr (Reet) werden auf Länge geschnitten und mittels Heißkleber in eine alte Blechdose an deren Boden geklebt. Diese Brutröhren sollen mindestens etwa 10 cm lang sein, damit Wildbienen sie annehmen. Die Dosen werden dann waagerecht an einer Wand oder einem Pfosten mit Ausrichtung nach Süd - Südost befestigt. Ein kleiner Dachüberstand (Dosendeckel?) als Regenschutz ist hilfreich.
Bitte stellt sicher, dass die hintere Seite der Röhre durch einen Blattknoten geschlossen ist. Diese Nodien genannten Knoten sind die ringförmigen Verdickungen im Halm, die ihn in Segmente teilen, die auch im Innern geschlossen sind. So stellen die Halme ideale Brutröhren dar. Habt ihr das Nodium abgeschnitten, solltet ihr die Röhre am hinteren Ende mittels Lehm oder einem anderen Material verschließen.
Eine noch einfachere Art und Weise, röhrenförmige Nisthilfen zur Verfügung zu stellen, ist das Vernachlässigen der herbstlichen Aufräumaktionen im Garten. In hohlen Stängeln überwintert nämlich so manche Insektenlarve. Erst im März abgeschnittene Staudenstängel, die dann noch ein paar Wochen in einer Gartenecke abgelegt werden, ermöglichen die ungestörte Überwinterung und den Auszug der Tiere auf ganz natürlichem Weg.
Nisthilfen aus Hartholz
Nistmöglichkeiten können recht unterschiedlich sein: Egal ob Baumscheiben, Stämme oder Äste von Eiche, Buche, Birke oder Obstbäumen - jedes Hartholz kann verwendet werden. Nadelhölzer sind nicht geeignet, weil sie harzen und ihr Holz zu weich und zu feucht ist.
Bohrt Nistkanäle, die 2-10 mm Durchmesser haben und bis zu 10 cm tief sind, mit möglichst scharfem Bohrer quer zur Wuchsrichtung des Holzes. Dies ist entscheidend, da Bohrungen parallel zu den Holzfasern (also in das sogenannte Stirnholz) Feuchtigkeit im Holz nicht genügend abziehen lassen, somit Pilzwachstum begünstigen, das die Insektenbrut schädigen und sogar töten kann. Das Holz soll unbehandelt sein und darf nicht ganz durchgebohrt werden. Wichtig: Die Bohrlöcher müssen holzfaserfrei und entgratet sein. Ragt eine Holzfaser in das fertige Bohrloch, verletzen sich die Tiere bzw. kriechen erst gar nicht hinein.
Die fertigen Nisthilfen befestigt man anschließend mit frei zugänglichen, waagerecht stehenden Lochgängen an einem sonnigen und windgeschützten Platz. Sinnvoll ist zudem ein auf etwa 10-15 cm Abstand angebrachtes feinmaschiges Drahtgeflecht vor der Einflugseite. Es verhindert, dass hungrige Vögel die Insektenlarven herausziehen und verspeisen können.
Selbst in der kalten Jahreszeit müssen die Nisthilfen an ihrem Standort im Freien verbleiben. Der Grund: Die Insekten sind an die Jahreszeiten angepasst und vermissen - außer in Ruhe gelassen zu werden - nichts.
Nistkästen für Vögel
Auch hier ist wichtig, dass das Bauholz unbehandelt ist. Die Nisthilfe soll so natürlich wie möglich sein und keine giftigen Dämpfe ausdünsten. Es muss auch nicht der berühmte Nistkasten sein. Erfahrungsgemäß fühlen sich Vögel in Nistgelegenheiten wohl, die aus hohlen Stammstücken bzw. hohlen Ästen hergestellt worden sind.
Will man nicht nur eine Vogelart begünstigen, sollte man Nisthilfen mit unterschiedlich großen Einfluglöchern aufhängen. Durchmesser ab 26 mm locken Blaumeise, Haubenmeise, Sumpfmeise und Tannenmeise an, solche ab 32 mm Kohlmeise, Gartenrotschwanz, Kleiber, Wendehals, Feld- und Haussperling und die ab 45 mm Durchmesser die Stare.
Manche Vogelarten, z.B. Hausrotschwanz, Bachstelze oder Amsel, brühten gern in Halbhöhlen, deren Vorderseite etwa zur Hälfte offen ist.
Vogelnisthöhlen sollen zum Ende des Winters geleert und gereinigt werden. Spritzt man sie zusätzlich mit klarem Wasser aus, sind sie vor dem erneuten Aufhängen innen gründlich zu trocknen. Aufhängen kann man sie an Baumstämmen, in Mauernischen, unter einem Dachüberstand - praktisch überall, wo sie vor unmittelbaren Witterungseinflüssen wie Regen und Sonne geschützt sind. Haustiere dürfen nicht herankommen und ruhig sollte es auch sein, wo Vogelfamilien hausen. Schließlich machen sie selbst die Musik.
Roswitha Koch