So gelingt die Jungpflanzenanzucht
Wenn die Tage wieder länger werden, die Finger der Gartenfans anfangen zu kribbeln und die dunkle Jahreszeit dafür genutzt wurde die Anbauplanung im Gemüsegarten zu perfektionieren, dann wird es Zeit, mit dem Vorziehen zu beginnen. Was gilt es zu beachten, um ganz einfach auf der heimischen Fensterbank aus unterschiedlichem Saatgut kräftige Jungpflanzen vorzuziehen?
Saatgut - Vielfalt mit Unterschieden
Die Vielfalt des Saatguts ist groß, ob selbstgewonnen oder selbstgekauft: Gemüsepflanzen haben unterschiedliche Ansprüche an die Keimtemperatur, die Saattiefe und die Feuchtigkeit der Aussaaterde. Um Erfolge zu erzielen, sollten diese Unterschiede berücksichtigt werden. Ebenso nimmt bei langjährig gelagertem Saatgut die Keimfähigkeit immer weiter ab. Hier empfiehlt es sich, eine Keimprobe durchzuführen.
Dafür braucht man:
"altes" Saatgut (bedeutet: Saatgut nach dem Haltbarkeitsdatum der Verpackung und bei Saatgut aus Eigenvermehrung nach 2 Jahren)
Küchenkrepp
Kleine Schale / kleiner Teller oder Marmeladen-Glasdeckel
Klarsichtfolie
Das Küchenkrepp wird in den Marmeladen-Glasdeckel gelegt und darauf das zu testende, abgezählte Saatgut gestreut. Nach dem Befeuchten wird Klarsichtfolie über den Deckel gespannt und an einen warmen, hellen Ort gestellt. Wichtig ist das gleichmäßige Feuchthalten des Küchenkrepps. Haben die Samen angefangen zu keimen, wird durchgezählt. Sind 50 von 100 Samen aufgegangen, liegt die Keimfähigkeit bei 50 %. Liegt sie darunter, solltet ihr besser neues Saatgut nutzen.
Wieso wird spezielles Anzuchtsubstrat benötigt?
Zum Vortreiben sollte torffreie Anzuchterde verwendet werden. Diese enthält zum einen weniger Nährstoffe als andere Erden und ist zum anderen durch einen Dämpfungsprozess keimfrei, um den Jungpflanzen einen optimalen Start ohne bodenbürtige Krankheitserreger zu ermöglichen. Wer selbst Anzuchterde herstellen möchte, kann hier Aussaaterde selbst gemacht | Gartenberatung im Verband Wohneigentum e. V. weiterlesen.
Anzuchtgefäße und Standort für kräftige Jungpflanzen
Für die Aussaat eignen sich Profi-Anzuchtschale, Kokospresstopf, Verwendung einer Papiertopfpresse, gereinigte und wiederverwendete, kleine Kunststofftöpfe oder Eierkartonagen - vieles ist möglich und richtet sich oft nach dem eigenem Erfahrungsschatz oder der Verfügbarkeit. Wichtig ist, dass das überschüssige Gießwasser immer abfließen kann und die Jungpflanzen keinerlei Staunässe ausgesetzt sind.
Wählt als Standort ein helles, sonniges Fenster (am besten Süd- Südwestfenster -Südostfenster) an einem Platz mit einer konstanten Raumtemperatur (Saatgutanleitung lesen!).
Praktisch sind in jedem Fall Gefäße, welche einfach zu drehen sind, um einseitigen Pflanzenwuchs zum Licht hin vorzubeugen.
Weitere Tipps zur Anzucht auf der Fensterbank
Mit dem Vortreiben nicht vor Anfang bis Mitte März beginnen, da die Lichtverhältnisse davor oft noch zu schlecht sind. Die Folge ist das sogenannte "Vergeilen" des Jungaustriebs (schlechte Gewebefestigkeit und zu lange Blattabstände).
Beschriftete Stecketiketten helfen sich zu erinnern, was ausgesät wurde
Saatgut stets feucht halten und nicht austrocknen lassen
Wöchentlich auf Schädlinge kontrollieren - insbesondere Trauermücken fühlen sich im Anzuchttopf wohl - Gelbtafeln schaffen Abhilfe
Bevor die "fertigen" Jungpflanzen die Fensterbank für immer verlassen dürfen und ins Freiland gesetzt werden, sollten bei den meisten Arten die "Eisheiligen" (Mitte Mai) vorüber sein. Um die Jungpflanzen langsam an die Außenbedingungen zu gewöhnen, können sie bei warmen Temperaturen tagsüber nach draußen gestellt und bei Nachttemperaturen unter 12 °C geschützt gestellt werden. Für die erste Zeit der Gewöhnung, bietet sich eine absonniger, nicht zugiger Standort an - direkte Sonneneinstrahlung wird anfänglich nicht vertragen und führt zu Sonnenbrand, Absterben der Blätter oder zur Zerstörung der Vegetationspunkte.
Angela Maria Rudolf