Kompromisslos: Naturnah gärtnern

Ein naturnaher Garten ist ökologisch wertvoll und nachhaltig. Er ist ein stabiles Ökosystem, das sich selbst entwickeln darf, sich verändert und lebendig bleibt - auch in Mangelsituationen. Und um ein gängiges Vorurteil gleich anzusprechen: Naturnah gärtnern heißt nicht, im Garten alles dem Selbstlauf zu überlassen.

Naturnaher Garten mit Sitzfläche, Beeten und Mehr
Integriert naturnahe Strukturen in den Garten. So könnt ihr möglichst viele verschiedene Pflanzen- und Tierarten einladen, im Garten zu leben.   © Verband Wohneigentum/Koch

Vielmehr geht es darum, dass im Garten die Bedingungen stimmen, damit sich alle wohl fühlen: Pflanzen, Menschen und Tiere. Wildtiere siedeln sich im naturnahen Garten sehr schnell an. Er ist ein Ort, der außer uns Gartenfreunden vielen Lebewesen Heimat und Nahrung bieten kann.

Tipps zum Gestalten eines naturnahen Gartens

a) Heimischen Wildpflanzen bevorzugen
Sie sollten standortgerecht gepflanzt werden und sind bestens angepasst, weil sie Lebensraum und Nahrungsquelle für heimische Tierarten darstellen. Sie blühen meist mit ungefüllten Blüten, so dass viele Insektenarten dort Nahrung finden können.

b) Naturnahe Strukturen in den Garten integrieren
Dadurch könnt ihr möglichst viele verschiedene Pflanzen- und Tierarten einladen, im Garten zu leben. Reptilien können zum Beispiel Schutz in Steinhaufen oder Trockenmauern finden. Insekten und Vögel trinken beispielsweise an offenen Wasserstellen. Auch Totholz und Areale mit magerem Boden bis hin zu offenen Sandflächen werden von Insekten als Nist- und Rückzugsplätze genutzt - um nur ein paar Beispiele zu nennen.

c) Verzichtet auf Chemikalien, Pflanzenschutzmittel, Mineraldünger, Torf und synthetische Bodenhilfsstoffe
Auch Beton, Kunststoffe und Beleuchtung (soweit nicht für die Sicherheit erforderlich) sollten möglichst im Garten fehlen. Nutzt naturbelassene Baustoffe und verwendet vorhandenes Material wieder.

d) Verzichtet auf motorgetriebene Gartengeräte
Sie nehmen mit ihrer radikalen Arbeitsweise keine Rücksicht auf Kleinlebewesen und nerven darüber hinaus meist durch Lärm.

e) Schützt den Boden
mit dem darin enthaltenen Leben durch Mulchen, Gründüngung und minimalistische (nicht-wendende) Bodenbearbeitung.

f) Sammelt Regenwasser
und nutzt es an Ort und Stelle. Lasst Wasser, das ihr nicht braucht, versickern und leitet es nicht in die Kanalisation ab.

g) Toleriert Pflanzen- und Tierarten
Der Naturgarten ist ständig in Veränderung. Nichts bleibt, wie es war: Neue Pflanzen- und Tierarten kommen hinzu, vergrößern ihren Bereich, während andere verschwinden. Mit großer Toleranz könnt ihr alle Lebewesen und ihr Verhalten respektieren und nicht bekämpfen.

Naturgarten: Weniger arbeiten, mehr beobachten

Lasst "Unkräuter" blühen! Jätet sie danach, aber vor der Samenreife. Auf den "Herbstputz" im Garten solltet ihr verzichten, denn in hohlen Stängeln und unter Blättern überwintert so manches Insekt, das zum ökologischen Gleichgewicht des Gartens beiträgt. Es reicht ein Rückschnitt im Frühjahr.

Wildkräuter, die sich versamen dürfen, wachsen an Gartenplätzen auf, die ihnen besonders zusagen. Ganz wichtig: Wenn ihr blütenreiche Flächen wünscht, bitte nie den Boden düngen. Auf mageren Böden fühlen sich nämlich viel mehr Pflanzenarten wohl, als auf gedüngten. Dies gilt auch für Kräuter- bzw. Magerrasenflächen: hier braucht übrigens nur zweimal jährlich gemäht zu werden.

Ein Ja zur Vielfalt!

Viele Tiere sind auf ganz bestimmte Pflanzen angewiesen, die durch andere nicht zu ersetzen sind. Mit einer großen Vielfalt an Pflanzen gebt ihr auch Tieren wie Wildbienen ein Zuhause.
Im Naturgarten braucht ihr auch nicht gießen - außer im Jahr einer Neuanpflanzung. Wildkräuter im Rasen werden durch Trockenperioden begünstigt, sie werden zahlreicher und verdrängen Gräser. So wird auch hier von Jahr zu Jahr die Fläche bunter und lebendiger.

Selbstverständlich dürft ihr euren Garten gestalten, wie ihr es möchtet.

Mein Tipp: Als Naturfreund solltet ihr nur lenkend in das Geschehen eingreifen und Strukturen für ein ausgewogenes, gesundes Ökosystem schaffen, den naturnahen Garten.

Roswitha Koch

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