So verkraftet euer Garten den Urlaub
Wie verkraftet der Garten am besten eure Abwesenheit im Sommerurlaub? Bundesgartenberater Martin Breidbach erklärt, wie und wann gegossen werden sollte und wie ihr euren Urlaub gut vorbereiten könnt. Tipps natürlich auch für eure Gartensitter.
Wie können die Pflanzen eine oder zwei Wochen Urlaub überstehen?
Für die Pflanzen im Garten, also Zier- und Obstgehölze, Stauden oder den Rasen das kein Problem. Bei Gemüse oder im Gewächshaus ist das schon schwieriger. Hier helfen nur ein netter Nachbar oder automatisierte Systeme, die einen Bewässerungsvorgang starten, sobald über Bodensensoren die Meldung kommt, dass der Boden zu trocken ist.
Kann man Pflanzen auf eine längere Trockenzeit irgendwie vorbereiten, zum Beispiel lange Triebe abschneiden?
Die Vorbereitungen für längere Trockenzeiten sind langwierig. Im Garten kann man die Pflanzen durch ein weniger häufiges und dafür intensives Wässern über das Jahr dazu erziehen, tiefergehende Wurzeln zu erziehen, die in Trockenzeiten Wasser aus tieferen Bodenschichten aufzunehmen. Das hilft auch in Urlaubszeiten.
Was ist bei Kübelpflanzen im Urlaub zu beachten?
Bei Kübelpflanzen ist das durch den begrenzten Wurzelraum schwieriger. Hier hilft es, die Pflanzen von Anfang an nicht zu sehr zu verwöhnen und damit ein zu starkes Wachstum zu fördern.
Wie hält sich das Gießwasser möglichst lange im Boden bei den Wurzeln der Pflanzen?
Die beste Maßnahme, um den Boden möglichst lange feucht zu halten, ist das Abdecken des Bodens. Dauerhaft ist dabei die Verwendung von bodendeckenden Stauden wie z.B. Bleiwurz, niedriger Storchschnabel oder Vinca. Alternativ ist das Mulchen zu nennen. Dazu kann man Grasschnitt verwenden oder frisch gehäckseltes Schnittgut, welches vielleicht gerade im Sommerschnitt bei Hecken anfällt.
Im Gemüsegarten ist das regelmäßige Harken eine wichtige Maßnahme. Dadurch werden Kapillargänge, durch die Wasser aus dem Boden heraus verdunstet, zerstört und das Wasser bleibt länger im Boden.
Wer auf Technik setzen möchte: Welche Bewässerungssysteme sind für Garten und Balkon geeignet?
Im Garten sollten wenn möglich keine Überkopfsysteme verwendet werden, gemeint sind damit Systeme, welche die Pflanzen von oben wässern - das fördern Krankheiten. Am besten geeignet sind Tropfbewässerungssysteme, die über Zeitschaltuhr oder mit Sensoren im Boden ausgestatten gesteuert werden. Hierbei gelangt das Wasser ganz gezielt an die Pflanzen und deren Wurzeln und die Bodenoberfläche bleibt um die Pflanzen herum trocken. Tropfbewässerung gibt es übrigens auch für Kübelpflanze.
Wer klassisch mit der Gießkanne unterwegs ist, sollte das Wasser auch ganz gezielt an die Wurzeln bringen und nicht mit der Brause über die Pflanzen verteilen.
Für Pflanzensitter: Helfen auch einfache Lösungen, wie eine Wasserflasche in den Boden stecken?
Klar hilft so etwas. Gerade beim Gemüse, z.B. bei Tomaten, kommen solche Varianten zum Einsatz. Eingegrabene Flaschen oder Blumentöpfe lassen das Wasser langsamer in den Boden versickern und die Pflanze und die Bodenoberfläche bleiben trocken. Sogenannte Ollas (Ojas !), also große bauchige Tongefäße, sind im Moment im Trend. Die Gefäße werden neben den Pflanzen im Boden eingegraben und dann mit Wasser gefüllt. Durch das poröse Material gelangt das Wasser langsam in den Bodenbereich, in dem sich auch die Wurzeln befinden. Mit ein wenig handwerklichem Geschick kann man diese auch mit klassischen Tontöpfen herstellen.
Wie kann man im Notfall vertrocknete Pflanzen in Kübeln oder im Gartenboden retten?
Da hilft meist nur der kräftige Rückschnitt in der Hoffnung, dass die Pflanzen aus "schlafenden Augen" (Knospen) wieder austreiben. Allerdings muss dann man nach dem Rückschnitt sein Gießverhalten anpassen, da die Pflanzen erst einmal weniger Wasser verbrauchen.
Und generell zum Gießen: Wie oft am besten gießen? Bei großer Hitze häufiger?
Grundsätzlich lieber ein bis zwei Mal die Woche und reichlich statt jeden Tag nur ein wenig. Am besten ist natürlich das Gießen nach Bedarf. Das heißt aber auch, ich muss mir meine Pflanzen genauer anschauen und anhand des Bodens oder der Blätter entscheiden, ob zu gießen ist.
Bei hohen Temperaturen und je nach Pflanze kann ein tägliches gießen wirklich wichtig werden, je nach Topfgröße vielleicht auch zwei Mal. Das ist natürlich auch von weiteren Bedingungen (Standort, Größe des Kübels etc. ) abhängig.
Wie erkennt man, ob Blüh- und Gemüsepflanzen dringend Wasser brauchen?
Wenn die Blätter schlapp werden, also anfangen zu welken, ist dringender Bedarf angemeldet. Aber: auch ein zuviel an Wasser kann eine Welke verursachen - wenn nämlich das Wasser unerkannt im Topf steht und die Wurzeln anfangen zu faulen. Wichtig: immer die ganze Pflanzen und den Boden im Auge behalten.
Zu welcher Tageszeit sollten sie am besten gegossen werden?
Die beste Tageszeit ist tatsächlich morgens. Das hat mehrere Gründe: zum einen ist die Luft noch kühl und es verdunstet weniger Wasser. Auch die Pflanze ist noch kühl und kommt besser mit dem kalten Gießwasser zurecht. Abends kann das kalte Wasser wie ein Schock wirken - wenn unbedingt nötig, dann abgestandenes Wasser verwenden. Mittagshitze und Sonneneinstrahlung sind auf jeden Fall keine guten Partner beim gießen.
Weitere Nachteil beim abendlichen Wässern: der Boden um die Pflanzen bleibt über die Nacht feucht. Beste Bedingungen für die so ungeliebten Nacktschnecken.
Interview: Anna Florenske